(Mein
3. Beobachtungsbericht)
20. September 2006
Nach langer Zeit wieder einmal mit dem C10N in Seggauberg gespechtelt.
Ich hatte bei Tageslicht schon alles vorbereitet, 2 Tische und die EQ-6
mit dem Scope einigermaßen ausgerichtet. Das Aufstellen und
Präparieren des Equipments dauert immer fast 2 Stunden, ich
freue mich schon auf meine Dachgaubenwarte. Heute habe ich mit 4 langen
Stangen das Guckloch meiner zukünftigen Gaube mit den
Maßen 140x200 cm nachgebildet. Mit einem um die Stangen
gewickelten Seil bildete ich den Dachstuhl nach, um feststellen zu
können, ob ich neben dem Teleskop Platz habe, ob es auch bei
geschlossenem Gaubendach problemlos geparkt werden kann und das
Wichtigste: ob ich bei aufgebautem Teleskop von außen in die
kleine Luke einsteigen kann. Alle Versuche waren erfolgreich, ich
freute mich sehr!
Ab 20:30 Uhr begann ich mit dem Beobachten, ich hatte schon die
Ski-Latzhose und die Winterstiefel an. Die dicke Daunenjacke lag
ebenfalls parat, zu Beginn hatte ich nur die Fleeceweste an, da es noch
sehr warm war -was auch den Gelsen sehr gefiel. Ohne lange Kleidung und
Autan wäre ich wohl eine Delikatesse für diese
Blutsauger gewesen.
Bis gestern hatte es geregnet, ab heute kehrt der Altweibersommer
zurück.
Der Himmel war für Seggauberger Verhältnisse
sensationell, das Band der Milchstraße im Schwan war sehr gut
zu sehen, überhaupt für mich zum ersten Mal in dieser
Gegend!
Die geschätzte Grenzgröße betrug
ca. 5 Magnituden. Das Schätzen fällt mir
hier sehr schwer, da der kleine Wagen genau über der
Lichtglocke der Stadt Leibnitz steht.
Ich hatte das Svarovski 10x42 SLC und mein neues Meade 10x50 Fernglas
vom Lidl dabei. Obwohl letzteres beim Test im Tageslicht eine recht
gute Figur machte (ich orientierte mich an den Fernglastipps von Dirk
Mohlitz aus dem Astronomie.de-Forum) war das mit etwas kleinerer
Öffung ausgestattete SLC unschlagbar am Himmel. Der Einblickk
war viel ruhiger, die Schärfe bis zum Rand viel besser, der
Bildeindruck heller und vor allem der Kontrast ist sensationell !
Die beiden neuen Seben CLR & Deep Sky Filter waren nicht
brauchbar, weitere Tests sind nötig.
Zuerst versuchte ich mich an
M57
in der Leier, ich begann
zuerst mit dem Feldstecher, danach mit dem 32er 2"
Übersichtsokular. Zu Begin war ich etwas verwirrt ob der
vielen neuen Sterne, die ich erblickte, die selbst die Winstars 2.0
Software, die ich auf meinem Laptop neben mir auf dem Tisch geladen
hatte, nicht alle darstellte. Ich mußte mich erst mit der
Abbildung im Winkelsucher und im Newton vertraut machen, dann fand ich
aber recht rasch, nach einem kleinen und unvermeidlichen Abstecher zu
Albireo,
den Ringnebel. Der Anblick war sehr schön, ein
schwarz-weißer ovaler Fleck mit einer Nord-Süd
Ausprägung. Leider mußte ich mich auf die
Zehenspitzen stellen, da der Einblick im Newton sehr hoch war.
Doppelstern
Albireo
(klicken für großes Bild)
Ich versuchte,
M56
mit dem Feldstecher zu finden, leider war ich schon zu spät,
da dieser mittlerweile schon im tief im Westen stand.
Außerdem kamen viele Wolken auf.
In einem Anfall von (nachträglich milde betrachtet)
Übermut versucht ich den Rest der Nacht (bis ca. 1 Uhr)
Neptun
zu finden. Leider schlug der Tau unerbittlich zu, meine Filter waren
nass, die Okulare hatten einen Wasserfilm auf den Linsen und mein
Sucher war unbrauchbar. Ich macht mir auch ein paar Sorgen wegen des
Laptops, andererseits ist er eine kleine Hitzeschleuder und
dürfte auch tiefere Temperaturen überstehen. Am
Display allerdings sah ich schon ein paar Tauflecken, die mir nicht so
gefielen. Dies erschwerte die Bedingungen ungemein, aber
nachträglich betrachtet würde ich sagen, für
den mittlerweile äußersten Planeten (Pluto wurde ja
vor einigen Wochen aus der Liste gestrichen) bin ich noch nicht reif.
Als Abschluß besuchte ich noch die Plejaden (
M45)
mit dem
Feldstecher. Dieses Schatzkästchen stand schon relativ hoch im
Osten und war ein grandioser Anblick im Svarovski. Hier machte sich der
Preis- und Qualitätsunterschied zum Meade auf beeindruckende
Weise bemerkbar.
Morgen werde ich versuchen, meine Beobachtungen zu wiederholen und zu
vertiefen, allerdings werde ich mich "nur" am Uranus und nicht mehr am
Neptun versuchen.
23.
September 2006
Leider war des Wetter erst heute wieder ideal für eine
Astronomie-Session. Eigentlich war es für Seggauer
Verhältnisse wieder sehr gut! Das Band der
Milchstraße war fast so gut zu erkennen wie am Mittwoch zuvor.
Diesmal war ich etwas besser vorbereitet und hatte auch das "Astronomie
Heute" Magazin (Ausgabe September 2006) als Aufsuchhilfe für
ein paar schöne Doppelsterne und das "Sterne und Weltraum"
-Heft vom September 2006, um Uranus besser zu finden, vor mir auf
meinem Astrotisch liegen.
Zum "Aufwärmen" suchte ich zuerst das Vierfachstern-System
Epsilon Lyrae
bei der Leier auf. Nach einigen Unklarheiten die die
Größe dieses Systems im Okular betrafen, fand ich es
sehr rasch und war begeistert vom Anblick! Ich holte sofort meine
Freundin Gudrun aus dem Haus, sie war ebenfalls beeindruckt vom
vierfachen Anblick. Verstärkt wurde der Eindruck durch den
Umstand, dass ich ihr das System zuerst im Feldstecher zeigte, wo
natürlich nur zwei Komponenten zu sehen
waren.
Vierfach-Sternsystem
Epsilon Lyrae
(klicken für großes Bild)
Der nächste Doppelstern vor meinem Okular wurde
Gamma Delphini
im Sternbild Delphin. Kurz die Schnauze im Sucher anvisiert, danach
abwechselnd mit dem 14er ED und dem 8-20 Zoom Okular am Newton scharf
gestellt, war auch dieser Anblick wunderschön. Ich konnte mit
beiden Okularen den Hauptstern gelblich wahrnehmen, der Begleitstern
kam mir eher gräulich als grünlich, wie im AH Magazin
beschrieben, vor.
Doppelstern
Gamma Delphini
(klicken für großes Bild)
Für einen nochmaligen Besuch des Ringnebels M57 war leider
keine Zeit mehr übrig, vor allem auch, da er schon recht weit
im Westen über Nachbars Haus stand.
Also versuchte ich noch einmal -in aller Ruhe-
Uranus
zu finden. Ich
nahm Winstars 2.0 und die Aufsuchkarte aus dem SuW Magazin zu Hilfe.
Zuerst suchte ich die markanten Sterne mit dem Feldstecher und
versuchte mir die Konstellationen zu merken. Danach peilte ich
über das Sucherfernrohr grob den gewünschten
Himmelsausschnitt an.
Nun verstehe ich auch, warum in der Oktoberausgabe in AH die
verschiedensten Peilsucher vorgestellt wurden. Dort wurde auch
empfohlen, den Peilsucher durchaus auch parallel mit einem klassischen
Sucher zu benutzen. Genau das werde ich in Zukunft auch machen!
Das Seeing war sehr mäßig, ich hatte den Planeten
mehrmals im Visier, ohne dass ich ihn exakt erkennen konnte. Dazu trug
auch die sehr schlecht ausgerichtete Montierung bei, da mir der Planet
sehr oft aus dem Okular driftete. Nach einiger Zeit war ich mir aber
sicher, ihn endlich "erwischt" zu haben und konnte mit 150-facher
Vergrößerung ein winziges Scheibchen erkennen. Die
Steigerung auf 300-fache Vergrößerung brachte leider
keinen Zugewinn an Darstellungsqualität, das Scheibchen wurde
leider auch nicht grüner.
Nun kam die hektischste Phase meiner Beobachtungsnacht: Das Umsatteln
auf das Webcam-Equipment.
Ich beobachte mit 1,25" Okularen, bei Bedarf mit einer Barlow des
gleichen Steckdurchmessers und manchmal zusätzlich auch mit
einer Verlängerungshülse. Bei der WebCam Fotografie
stacke ich eine 2" mit einer 1,25" Barlow und verwende dabei auch 2"
und 1,25" Verlängerungshülsen. Das bedeutet, ich muss
immer den Okularauszug komplett umrüsten, um filmen zu
können. Dabei ist jede Sekunde kostbar, weil meine Montierung
nicht ausgerichtet war und daher der Planet recht schnell wegdriftete.
Erschwerend kommt hinzu, dass, durch die sehr hohe Brennweite, das
Planetenscheibchen in der Aufnahmesoftware am Laptop extrem dunkel
dargestellt wurde. Ist der Fokus sehr weit daneben, ist das Scheibchen
gar nicht zu sehen.
Uranus
(klicken für großes Bild)
Für meine erste Uranus-Aufnahme bin ich eigentlich sehr
zufrieden, auch wenn ich zwei Nächte dafür
benötigte.
Ich beendete die für mich sehr
aufwühlende und intensive
Nacht mit etwas Tabak und einem Bier
um 1 Uhr :-)