Nach
einer sehr langen Wartezeit hatte
ich endlich wieder Zeit und Muße, um mit meinem
großen
Teleskop in den dunklen Himmel zu blicken.
Dunkel? Natürlich nicht!
Es gibt eine alte Hobby-Astronomen-Weisheit, die sagt, dass immer,
wenn man Zeit zum "Spechteln" hat, entweder schlechtes Wetter
oder Vollmond oder wie in meinem Falle beides vorherrscht.
Mir blieb keine andere Wahl, ich packte meinen ganzen Krempel, der in
meinem Aufbewahrungsraum lagerte, und stellte alles am Balkon auf. Die
EQ-6 samt Stahlrohrstativ, das 10" Newton Teleskop, den Campingtisch
und den passenden Sessel dazu. Später kamen noch der
Okularkoffer
und der Notebookkoffer hinzu. Alles wurde aufgebaut und
zusammengestöpselt, der Tubuskühler lief auf
Hochtouren,
dabei
riskierte ich immer wieder einen Blick zum Himmel.
Meine Freundin zeigte mir dabei immer wieder die
schönsten
Cirrusformationen - das konnte ja heiter werden!
Während der astronomischen Dämmerung machte ich die
letzten
Checks mit meiner WebCam, legte die passenden Okulare (12 mm ED und
Zoom 8-20mm) zurecht und baute die zwei Barlowlinsen (2" 2fach und 1,25
2fach) mit einigen Distanzhülsen zusammen.
Dabei hatte immer wieder einen kurzer Blick nach oben riskiert
-
na ja, das Wetter blieb durchwachsen...
Nach einer kleinen Aufwärmpause wurde es um 22:00 Uhr endlich
finster und ich begann den Saturn zu suchen. Der Planet war um diese
Zeit
schon so weit westlich genau über das Dach vom Nachbarhaus
gewandert und nur noch knapp von meinem Balkon aus sichtbar.
Da ich noch einen "Frühlingssaturn" ergattern wollte, musste
ich
mich also beeilen, bevor er endgültig hinter Haus und Hof
verschwand.
Zuerst sah ich ihn mir visuell mit dem 12mm und dem Zoom Okular an, es
war ein prachtvoller Anblick für mich - trotz des sehr
schlechten
Seeings. Ich konnte erstmalig die Cassiniteilung umlaufend sehen, das
war mit meinem MTO 1000/10 von der Balkonsternwarte aus bis jetzt
unmöglich gewesen! Es war auch eine interessante Erfahrung
für mich,
dass mein Auge wirklich nur die Momente, wo der Planet scharf
und
relativ ruhig zu sehen war, wahrnahm und das Gehirn alles andere
ausblendete.
Seeing
bei Saturn (10 Frames)
Bevor Saturn mir endgültig entfleuchte, steckte ich noch die
WebCam in den Okularauszug. Das Scharfstellen war ohne Scheinerblende,
die ich vor lauter Aufregung einfach vergessen hatte, eine Tortur.
Schlussendlich konnte ich doch noch 4 zweiminütige Filme auf
die
Harddisk bannen.
Leider ist das fotografische Ergebnis bei weitem nicht so
spektakulär wie der visuelle Eindruck, andererseits bin ich
doch
zu frieden, was ich in den letzten beiden Tagen noch aus dem
Rohmaterial herausholen konnte:
Mein
zweiter Saturn (der erste mit dem C10N)
Zum Vergleich: Mein 1. Saturn
mit dem MTO 1000/10 vom
06.02.2006, ebenfalls entlang einer Hausmauer tief im Osten aufgenommen.
Mein 1. Saturn (MTO
1000/10)
Leider wurde das Seeing schlechter, vor allem ging nach
einiger
Zeit der Mond auf! Zuvor stand er sehr tief und wurde von
einem
großen Baum auf Nachbars
Gründstück komplett
verdeckt, jetzt illuminierte er beinahe den gesamten Himmel und
warf schon einen "schönen" Schatten auf den
Terrassenboden!
Saturn war ums Eck gezogen, nun konzentrierte ich mich auf Jupiter, der
wohl weniger als 10° (geschätzt, mit der langen Kante
vom
Kosmos Himmelsjahr 2006) über der "Leuchtboje" namens Mond
hing.
Jupiter war, obwohl er größer als Saturn ist,
schwerer zu
bändigen. Visuell in beiden oben genannten Okularen war er
wunderschön anzusehen, die zwei Bänder mit den
Verwirbelungen
am Rand waren im Okular sehr schön zu erkennen,
ebenso
die etwas dunkleren polseitigen Schichten. Die vier sichtbaren Monde
Europe, Io, Ganymed und Kallisto waren gleich einer Perlenschnur
angeordnet.
Mir wurde etwas kalt, so dass ich beschloss, Jupiter ebenfalls mit der
WebCam abzulichten, um danach die Beobachtunsnacht zu einem
schönen Ende zu bringen. Da die Kontraste bei Jupiter nicht so
stark ausgeprägt sind wie die vom Saturn(ring) und ich die
Scheinerblende noch immer auf der Gartenbank vergessen hatte,
wurde mir beim Scharfstellen regelrecht warm ums Herz.
Das Seeing wurde nicht besser, die Wetterlage leider auch nicht:
Seeing
bei Jupiter (10 Frames)
Beim fotografischen Ergebnis gilt das Gleiche wie schon beim
Saturn beschrieben (2 Tage Arbeit mit Giotto, PS CS1, 1 Pkg. Soletti
und 1 Tafel Schokolade), allerdings war ich dann doch
enttäuscht ,
als ich die Ergebnisse auf dem
astrotreff.de
mit kleineren Optiken (allerdings waren auch Refraktoren,
APOs
dabei) sah.
Mein
zweiter Jupiter (der erste mit dem C10N)
Aber O.K., das Seeing war schlecht, der Mond schien helle und es war
erst das zweite Mal :-)