Endlich habe ich auch meinen ersten Beobachtungsbericht fertig!
Interessanterweise handelt dieser aber nicht von einer nächtlichen Beobachtung, sondern beschreibt meine Eindrücke vom Tag:


Die partielle Sonnenfinsternis vom 29. März 2006 in Österreich

Ich war schon sehr gespannt auf das Ereignis, hatte ich doch das Glück gehabt, die totale Finsternis am 11. August 1999 in voller Pracht und fast ohne Wolken sehen zu können. 

Sonnenfinsternis August 1999 (Nikon F601 / 80-200f2,8ED / 2fach Konverter)


Einige Monate zuvor studierte ich diverse Zeitschriften und machte mir schon so meine Gedanken zur Bobachtung.
Fest stand, dass ich die Sonnenfinsternis fotografieren wollte, daher nahm ich mir Urlaub für die Dauer des Ereignisses, um die nötige Ruhe und Zeit zu haben. Dass ich dafür meinen sauer verdienten Urlaub opfere, löst immer Interesse, aber auch ein mildes Lächeln bei manchen meiner Kollegen aus. Möglicherweise schaute aber auch der eine oder andere gerade deswegen zur Mittagszeit vom 29. März zum Himmel.
Um technischen Fehler zu vermeiden, machte ich zwei Tage vor dem Schauspiel eine Probe und baute alle Geräte auf. Es war an diesem Tag strahlend schön, sodass ich mit leichter Bekleidung und Sandalen auf meinem südlich ausgerichteten Balkon testen konnte.
Ich entschloss mich, mit meiner jüngst gebraucht erworbenen digitalen Spiegelreflexkamera D100 von Nikon zu fotografieren, da ich mir von der Spiegelvorauslösung in Verbindung mit dem russischen Spiegelteleobjektiv MTO1000/10 ("Russentonne") schärfere Bilder erhoffte.
Für die Russentonne verwendete ich fast ein ganzes DIN-A4 Blatt Sonnenfilterfolie von Baader. Ich klebte die Folie auf eine Kunststoffhülle, die rund um den Tubus der Optik angebracht war. Dadurch ist der Filter ohne Umstände rasch und knitterfrei lösbar und kann für die nächste Finsternis oder Sonnenbeobachtung wieder verwendet werden.
Meine NexStar8 Montierung trägt die "Russentonne" und den Fotoapparat zwar mit Leichtigkeit, aber mein "Stativ" am Balkongeländer neigt leider zu Schwingungen. Da der Balkon im 2. Stockwerk ist, trägt der manchmal leider recht böige Wind ebenfalls dazu bei, dass der Tubus vibriert. Ich musste daher feststellen, dass ein zusätzlicher Blendschutz aus leichtem Styropor zwar auch seinen Zweck erfüllte, aber leider in erster Line als "Segel im Wind" meine Optik verdrehte. Die Bilder wurden direkt in den Notebook übertragen, da ich am großen Bildschirm sofort die korrekte Belichtung und Schärfe prüfen konnte. Apropos Schärfe, da die Spiegeloptik ein manuelles Objektiv ist, versuchte ich am Testtag auf die Sonne scharf zu stellen und fixierte dabei die Einstellung mit einem Klebeband. Hierbei bewährte sich die Scheinerblende als Scharfstellhilfe. 

Nachdem alles zu meiner Zufriedenheit funktioniert hatte, konnte die Sonnenfinsternis kommen.

Aufbau für die SonnenfinsternisAufbau für die Sonnenfinsternis (klicken für große Ansicht)

Der Tag der Finsternis war recht hektisch, ich beobachtete häufig den Himmel, leider war die Sonne fast nicht zu sehen, dafür um so mehr die dicke Wolkenschicht. Zu allem Überfluss begann es am Vormittag auch noch leicht zu nieseln. Ich konnte aus beruflichen Gründen erst um 11:00 Uhr nach Hause kommen, es blieb also nicht viel Zeit, um das Equipment auf den Balkon zu schaffen und aufzubauen.
Zuvor stellte ich die Uhren des Notebooks und der Kamera nach der telefonischen Zeitansage ein, um auch den zeitlichen Ablauf einigermaßen korrekt wiedergeben zu können. Danach baute ich die Montierung auf meine selbstgebaute Polhöhenwiege auf, führte ein "quickalign" durch, stellte Datum und Uhrzeit und die Nachführgeschwindigkeit auf "Solar" ein.
Während der Rechner hochfuhr, richtete ich das Teleskop auf die Sonne. Dazu benutzte ich den Schatten der sechs Justier- und Fixierungsschrauben des kleinen Sucherfernrohres als Peilhilfe. Wenn die Schatten der Schrauben deckungsgleich in meiner offenen Hand zu sehen sind, zeigt auch die große Optik direkt in die Sonne.

 

ACHTUNG: Niemals mit dem ungeschützten Auge direkt in die Sonne schauen, Augenschäden und Erblindung können die Folge sein!


Mit dem dritten Foto ging es dann auch schon richtig los. Der erste Kontakt um ca. 11:37 war im Kasten, ich durfte keine weitere Zeit mehr verlieren! Zu Beginn war der Himmel leider noch immer bedeckt, aber im Westen waren schon einige Wolkenlücken zu sehen. Gott sei Dank hörte es zu regen auf! Die Windböen machten mir einige Sorgen, aber die Bilder waren alle scharf, das war die Hauptsache. Da die Sonne immer wieder zwischen den Wolkenbändern verschwand, manchmal aber auch in voller Kraft strahlte, war die Belichtungseinstellung sehr schwierig. Mit der Zeit bekam ich aber eine gewisse Routine und konnte recht gut die Verschlusszeit abschätzen. (Das Objektiv hat eine fixe Blende von f10).
Da ich ausschließlich im RAW-Format fotografiere, bin ich in der Lage, kleinere Belichtungsfehler auch im Nachhinein am Computer zu beheben.

Die Sonne hinter den WolkenDie Sonne hinter den Wolken (klicken für große Ansicht)

Ich war sehr aufgeregt, aber auch sehr glücklich, da sich meine Vorbereitungen absolut ausgezahlt hatten und das Wetter mir auch einigermaßen gnädig gesonnen war. So konnte ich das Schauspiel nicht nur fotografieren, sondern auch (einigermaßen) entspannt mit einer speziellen Sonnenfinsternis - Brille (noch aus dem Jahre 1999) verfolgen.

Ich machte bis ca. 14:00 Uhr beinahe 250 Aufnahmen vom gesamten Ereignis, die ich zu einem kleinen Film zusammen schnitt.
Eine Kollage der besten Bilder für meine Webseite und meine Freunde konnte ich auch noch fertig stellen.


partielle Finsternis als Animation

Download der kompletten Animation der Sonnenfinsternis mit 
über 100 Bildern im Format 370x370 Pixeln (2700 MB)
SoFI2006.avi

Kollage der Sonnenfinsternis Bilder 2006Kollage der Sonnenfinsternis Bilder 2006 (klicken für große Ansicht)


Trotz der guten Vorbereitung stellte ich nach der Finsternis mit Schrecken fest, dass sich der Fotoapparat nach dem Testaufbau zwei Tage zuvor vom Objektiv gelockert hatte. Da die Montierung aber sehr langsam nachführte dürfte sich auch durch des Eigengewicht des Kameragehäuses trotzdem ein recht stabiler Zustand eingestellt haben, da auch die Bilder scharf belichtet wurden.

Noch einmal Glück gehabt!



Frohnleiten, am 29. März 2006

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© 2005 Armin P. Pressler