Endlich
habe ich auch meinen
ersten Beobachtungsbericht fertig!
Interessanterweise handelt dieser aber nicht von einer
nächtlichen Beobachtung, sondern beschreibt meine
Eindrücke vom Tag:
Ich war schon sehr gespannt auf das Ereignis, hatte ich doch das Glück gehabt, die totale Finsternis am 11. August 1999 in voller Pracht und fast ohne Wolken sehen zu können.
Sonnenfinsternis August 1999 (Nikon F601 / 80-200f2,8ED / 2fach Konverter)
Einige Monate zuvor studierte ich diverse Zeitschriften und machte mir
schon so meine Gedanken zur Bobachtung.
Fest stand, dass ich die Sonnenfinsternis fotografieren wollte, daher
nahm ich mir Urlaub für die Dauer des Ereignisses, um die
nötige Ruhe und Zeit zu haben. Dass ich dafür meinen
sauer verdienten Urlaub opfere, löst immer Interesse, aber
auch ein mildes Lächeln bei manchen meiner Kollegen aus.
Möglicherweise schaute aber auch der eine oder andere gerade
deswegen zur Mittagszeit vom 29. März zum Himmel.
Um technischen Fehler zu vermeiden, machte ich zwei Tage vor dem
Schauspiel eine Probe und baute alle Geräte auf. Es war an
diesem Tag strahlend schön, sodass ich mit leichter Bekleidung
und Sandalen auf meinem südlich ausgerichteten Balkon testen
konnte.
Ich entschloss mich, mit meiner jüngst gebraucht erworbenen
digitalen Spiegelreflexkamera D100 von Nikon zu fotografieren, da ich
mir von der Spiegelvorauslösung in Verbindung mit dem
russischen Spiegelteleobjektiv MTO1000/10 ("Russentonne")
schärfere Bilder erhoffte.
Für die Russentonne verwendete ich fast ein ganzes DIN-A4
Blatt Sonnenfilterfolie von Baader. Ich klebte die Folie auf eine
Kunststoffhülle, die rund um den Tubus der Optik angebracht
war. Dadurch ist der Filter ohne Umstände rasch und
knitterfrei lösbar und kann für die nächste
Finsternis oder Sonnenbeobachtung wieder verwendet werden.
Meine NexStar8 Montierung trägt die "Russentonne" und den
Fotoapparat zwar mit Leichtigkeit, aber mein "Stativ" am
Balkongeländer neigt leider zu Schwingungen. Da der Balkon im
2. Stockwerk ist, trägt der manchmal leider recht
böige Wind ebenfalls dazu bei, dass der Tubus vibriert. Ich
musste daher feststellen, dass ein zusätzlicher Blendschutz
aus leichtem Styropor zwar auch seinen Zweck erfüllte, aber
leider in erster Line als "Segel im Wind" meine Optik verdrehte. Die
Bilder wurden direkt in den Notebook übertragen, da ich am
großen Bildschirm sofort die korrekte Belichtung und
Schärfe prüfen konnte. Apropos Schärfe, da
die Spiegeloptik ein manuelles Objektiv ist, versuchte ich am Testtag
auf die Sonne scharf zu stellen und fixierte dabei die Einstellung mit
einem Klebeband. Hierbei bewährte sich die Scheinerblende als
Scharfstellhilfe.
Nachdem alles zu meiner
Zufriedenheit funktioniert hatte, konnte die Sonnenfinsternis kommen.
Aufbau für die Sonnenfinsternis (klicken für große Ansicht)
Der Tag der Finsternis war
recht hektisch, ich beobachtete
häufig den Himmel, leider war die Sonne fast nicht zu sehen,
dafür um so mehr die dicke Wolkenschicht. Zu allem
Überfluss begann es am Vormittag auch noch leicht zu nieseln.
Ich konnte aus beruflichen Gründen erst um 11:00 Uhr nach
Hause kommen, es blieb also nicht viel Zeit, um das Equipment auf den
Balkon zu schaffen und aufzubauen.
Zuvor stellte ich die Uhren des Notebooks und der Kamera nach der
telefonischen Zeitansage ein, um auch den zeitlichen Ablauf
einigermaßen korrekt wiedergeben zu können. Danach
baute ich die Montierung auf meine selbstgebaute Polhöhenwiege
auf, führte ein "quickalign" durch, stellte Datum und Uhrzeit
und die Nachführgeschwindigkeit auf "Solar" ein.
Während der Rechner hochfuhr, richtete ich das Teleskop auf
die Sonne. Dazu benutzte ich den Schatten der sechs Justier- und
Fixierungsschrauben des kleinen Sucherfernrohres als Peilhilfe. Wenn
die Schatten der Schrauben deckungsgleich in meiner offenen Hand zu
sehen sind, zeigt auch die große Optik direkt in die Sonne.
ACHTUNG: Niemals mit dem ungeschützten Auge direkt in die Sonne schauen, Augenschäden und Erblindung können die Folge sein! |
Mit dem dritten Foto ging es dann auch schon richtig los. Der erste
Kontakt um ca. 11:37 war im Kasten, ich durfte keine weitere Zeit mehr
verlieren! Zu Beginn war der Himmel leider noch immer bedeckt, aber im
Westen waren schon einige Wolkenlücken zu sehen. Gott sei Dank
hörte es zu regen auf! Die Windböen machten mir
einige Sorgen, aber die Bilder waren alle scharf, das war die
Hauptsache. Da die Sonne immer wieder zwischen den
Wolkenbändern verschwand, manchmal aber auch in voller Kraft
strahlte, war die Belichtungseinstellung sehr schwierig. Mit der Zeit
bekam ich aber eine gewisse Routine und konnte recht gut die
Verschlusszeit abschätzen. (Das Objektiv hat eine fixe Blende
von f10).
Da ich ausschließlich im RAW-Format fotografiere, bin ich in
der Lage, kleinere Belichtungsfehler auch im Nachhinein am Computer zu
beheben.
Die Sonne hinter den Wolken (klicken für große Ansicht)
Ich war sehr aufgeregt, aber
auch sehr glücklich, da sich
meine Vorbereitungen absolut ausgezahlt hatten und das Wetter mir auch
einigermaßen gnädig gesonnen war. So konnte ich das
Schauspiel nicht nur fotografieren, sondern auch
(einigermaßen) entspannt mit einer speziellen
Sonnenfinsternis - Brille (noch aus dem Jahre 1999) verfolgen.
Ich machte bis ca. 14:00 Uhr beinahe 250 Aufnahmen vom gesamten
Ereignis, die ich zu einem kleinen Film zusammen schnitt.
Eine Kollage der besten Bilder für meine Webseite und meine
Freunde konnte ich auch noch fertig stellen.
partielle Finsternis als Animation
Download
der kompletten
Animation der Sonnenfinsternis mit über 100 Bildern im Format 370x370 Pixeln (2700 MB) SoFI2006.avi |
Kollage der Sonnenfinsternis Bilder 2006 (klicken für große Ansicht)
Trotz der guten Vorbereitung stellte ich nach der Finsternis mit Schrecken fest, dass sich der Fotoapparat nach dem Testaufbau zwei Tage zuvor vom Objektiv gelockert hatte. Da die Montierung aber sehr langsam nachführte dürfte sich auch durch des Eigengewicht des Kameragehäuses trotzdem ein recht stabiler Zustand eingestellt haben, da auch die Bilder scharf belichtet wurden.
Noch einmal Glück gehabt!
Frohnleiten, am 29. März 2006
© 2005 Armin P. Pressler