Subjektiver Vergleich zwischen einer TouCam Pro-II von Philips und einer Trust WB-5500T Webcam

(9. -11. Dezember 2006)

In der Planetenfotografie hat sich die CCD-WebCam von Philips zu der Standard-Kamera schlechthin entwickelt. Sie ist relativ lichtstark und liefert ein rauscharmes Bild, leider aber nur mit der geringen Auflösung von 640 x 480 Bildpunkten.
Viele Sternenfreunde, so auch ich, sind ständig auf der Suche nach besseren und günstigeren Alternativen. Die Trust WebCam bot sich nach den Beschreibungen im Prospekt regelrecht an: Echte 1,3 Megapixel Auflösung und schnellen USB2 Bustransfer zur Übertragung der Bilder auf den Rechner. Nachteilig könnte der Beschriebene CMOS-Aufnahmechip der Cam sein, da bei einem LowCost Produkt bestimmt nicht ein Chip in der Güte z.B. einer Canon-DSLR (die ebenfalls die CMOS-Technologie verwendet) verbaut werden kann.

Da ich nicht das Know How eines professionellen Optiktesters besitze, versuchte ich einen (für mich) einigermaßen praxisbezogenen Vergleich mit dem selben Motiv und annähernd den gleichen Einstellungen zu machen.

Als Testequipment benutzte ich folgende Geräte:

Da bei uns schon seit Wochen der Nebel ständig die Sicht zum Himmel blockiert, visierte ich statt dessen ein beleuchtetes Werbeschild eines Autohändlers in ca. 850m Entfernung an.


Da die Flächenhelligkeit der Reklametafel jeden Planeten bei weitem übertrifft, ist dieser erste Versuch mit vorbehalten zu betrachten. Die Astrotauglichkeit der Trust-WebCam kann wohl nur direkt am Planeten bestimmt werden.

Ich vermute, dass die optische Auflösefähigkeit des kleinen Maksutovs durch die kleinen Chipflächen der WebCams erheblich überschritten wurde. Daher ist das Bild der Reklametafel auch nicht "knackscharf", leider besitze ich keine geeigneten Focalreducer um diesem Umstand Rechnung zu tragen.

Als Aufnahmesoftware benutzte ich das mit der Trust mitgelieferte Programm AMCAP.
Ich machte mit der Trust-Cam fünf Aufnahmeserien á 20 Sekunden und mit der TouCam je zwei Aufnahmeserien mit der gleiche Länge.

Gestackt wurden alle Aufnahmen mit Registax v4.0, da sich mein "Lieblingsstackprogramm" Giotto v2.06 bei den Sequenzen 3 und 5 leider weigerte, diese zu verarbeiten. Ich verwendete bei Registax den Automatikmodus. Die Summenbilder wurden als unkomprimierte 16 Bit TIFF Dateien gespeichert und nicht nachbearbeitet.
Für die Darstellung auf dieser Webseite wurden ausgewählte Einzel-Aufnahmen der jeweiligen Filmsequenz mit Photoshop CS beschnitten und im JPEG-Format gespeichert. Die Bitmapdateien wurden ebenfalls mit Photoshop CS erstellt.



Trust WB-5500T


Ich verwendete für die ersten vier Aufnahmeserien mit der Trust-Cam folgende Einstellungen:

Einstellungen des Trust WebcamtreibersEinstellungen des Trust Webcamtreibers (Bild anklicken für Originalgröße)


Im Unterschied zum TouCam-Treiber bietet der von Trust zur Verfügung gestellte mehr aber auch andersartige Schieberegler zur Einstellung der Kamera.
Am interessantesten ist (für mich) der "Low Light" Schalter, der im eingeschalteten Zustand auf unbekannte Weise die größte Bildinformation liefert. Das Äquivalent zur Belichtungszeit-Einstellung mit der TouCam ist bei der Trust-Cam meiner Meinung nach der "Exposure" Schieberegler.

Die fünfte Sequenz machte ich probeweise ohne der "Low Light" Funktion dafür aber mit maximaler Stellung (=hellstes Bild) des "Exposure" Reglers. Alle anderen Einstellungen blieben gleich wie zuvor. Man kann deutlich erkennen, dass die rote Schrift im Einzellbild fast vollständig und im gestackten Bild nur mehr rudimentär vorhanden ist.
Diese Einstellungen sind natürlich nur auf die geringe Öffnung (ca. 10cm) des Maksutov Teleskops anwendbar, bei meinem 10" Newton sollte genug Licht auf den Aufnahmechip treffen, um damit ohne Softwarehilfe ausreichend Bildinformationen zu erhalten.   

Trust Einstellungen 2Trust Einstellungen 2 (Bild anklicken für Originalgröße)


Es ist zwar möglich die Anzahl der Bilder pro Sekunde einzustellen, interessanterweise ist die Untergrenze bei der niederen Auflösung 640x480 10fps. In der Astro-Webcamfotografie hat es sich eingebürgert, mit möglichst wenigen Bildern pro Sekunde aufzunehmen (5, 10 oder 15fps) um so die kamerainterne Kompression so gering wie möglich zu halten und die dadurch entstehenden Artefakte zu vermindern. Dies wirkt sich positiv auf die Qualität des (Roh-)bildes aus.
Alle Aufnahmen bei höheren Auflösungen wurden mit 5fps gemacht.


TouCam Pro-II

Für die Einstellungen des Philips-Treibers benutzte ich den manuellen Modus. Die Bildrate wurde wie oben auf 5fps gestellt. Die Belichtung erfolgte mit der langsamsten Verschlusszeit von 1/25s. Die anderen Regler wurden nur marginal verstellt.

TouCam EinstellungenTouCam Einstellungen (Bild anklicken für Originalgröße)

TouCam EinstellungenTouCam Einstellungen (Bild anklicken für Originalgröße)

TouCam EinstellungenTouCam Einstellungen (Bild anklicken für Originalgröße)

Ergebnisse


Einzelbild aus einer 20s Filmsequenz 

Trust WB-5500T
Filmauflösung: 640x480 Pixel
Bild-Ausschnitt: 300x300 Pixel
JPEG-Bild mit höchster Qualitätsstufe
Einzelbild aus einer 20s Filmsequenz 

Trust WB-5500T
Filmauflösung: 800x600 Pixel
Bild-Ausschnitt: 300x300 Pixel
JPEG-Bild mit höchster Qualitätsstufe
Einzelbild aus einer 20s Filmsequenz 

Trust WB-5500T
Filmauflösung: 1024x768 Pixel
Bild-Ausschnitt: 300x300 Pixel
JPEG-Bild mit höchster Qualitätsstufe

BMP-Bild unkomprimiert, Ausschnitt 100x100 Pixel

BMP-Bild unkomprimiert, Ausschnitt 100x100 Pixel

BMP-Bild unkomprimiert, Ausschnitt 100x100 Pixel


Einzelbild aus einer 20s Filmsequenz 

Trust WB-5500T
Filmauflösung: 1280x1024 Pixel
Bild-Ausschnitt: 300x300 Pixel
JPEG-Bild mit höchster Qualitätsstufe
Einzelbild aus einer 20s Filmsequenz 

Trust WB-5500T (ohne "Low Light" Funktion)
Filmauflösung: 1280x1024 Pixel
Bild-Ausschnitt: 300x300 Pixel
JPEG-Bild mit höchster Qualitätsstufe
Einzelbild aus einer 20s Filmsequenz 

TouCam Pro-II
Filmauflösung: 640x480 Pixel
Bild-Ausschnitt: 300x300 Pixel
JPEG-Bild mit höchster Qualitätsstufe

BMP-Bild unkomprimiert, Ausschnitt 100x100 Pixel

BMP-Bild unkomprimiert, Ausschnitt 100x100 Pixel

BMP-Bild unkomprimiert, Ausschnitt 100x100 Pixel



Fazit

Die Trust WebCam überträgt den Datenstrom ohne Zweifel relativ schnell durch den USB2 Bus. Die Auflösung ist auch akzeptabel, leider ist die Empfindlichkeit des Bildaufnahme-Chips im vergleich zur TouCam gering.
Die in der Vorschau der Aufnahmesoftware sichtbaren und sehr hellen Störpixel sind meiner Meinung nach bei dunklem Hintergrund und nach einer Bildaddition sogar ohne weitere Bildbearbeitung vernachlässigbar.
Im Vergleich zu meiner alten € 15.-- CMOS-WebCam ist das Bildrauschen der Trust vergleichsweise gering.
 
Meiner Meinung nach sind Planetenaufnahmen ohne eingeschalteter "Low Light" Funktion bei kleinen Öffnungen des Aufnahmegerätes beinahe unmöglich, am Mond könnte man sicher ohne diesen Schalter den Versuch wagen.
Deep-Sky Aufnahmen werden trotz der hohen Auflösung durch die schwache Lichtstärke wohl unmöglich gemacht. Am Planeten wird sich zeigen, ob die Cam doch noch ihren Platz in der Astrofotografie finden wird.

    +    "Low Light" Schalter bringt bei geringen Öffnungen viel Gewinn (Softwarelösung, leider undokumentiert)
    +    Auflösung 1280x1024 Pixel
    +    USB2
    o    Rauschen
    -     viele und helle Störpixel (die aber beim Stacken nicht so sehr ins Gewicht fallen)
    --    lichtschwächer als die TouCam


Persönliche Anmerkungen

Ich möchte mit diesem Vergleich (ich vermeide das Wort "Test" absichtlich) keine endgültigen Aussagen treffen, schon gar nicht eine Empfehlung abgeben. Dazu sind meine Versuche sicher zu Laienhaft, andererseits wollte ich dokumentieren, was mit der Cam bei schlechtem Astrowetter möglich ist.
Ihre Feuertaufe wird die Trust-WebCam spätestens in der nächsten Saturnsaison erfahren. 

In diesem Sinne: Clear Skies!

 

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© 2006 Armin P. Pressler