Justage des Polsuchers "SkyPol" 

(Juni 2006)

Ich habe mir von Teleskop-Service einen Polsucher für meine Barndoor-Montierung gekauft.

Leider musste ich feststellen, dass dieser Polsucher nicht rotationssymmetrisch ist. Das bedeutet, die Kreuzmarkierung für den wahren Himmelspol "eiert" mehr oder weniger stark um die Achse, des inneren Polkreises, wenn man den Polsucher dreht. Bei meinem Polsucher war es beinahe der Radius des Polkreises also fast 3/4°. 

Der Polsucher besitzt eine Glasplatte mit der Gravur von Cassiopeia und dem Großen Wagen für den nördlichen Himmelspol bzw. das Sternbild Oktans für den südlichen Himmelspol. Man muss nur die Sternbilder am Himmel zur Deckung bringen und findet immer den wahren Pol, und ist somit unabhängig von Skalen, Grafiken oder Tabellen. 

Da man mit dem Polsucher sehr schnell arbeiten kann, sofern er exakt justiert ist, baute ich ihn in meine Barndoor-Montierung ein.


Um festzustellen. ob der Polsucher korrekt justiert war, verwendete ich folgende Materialien:

Ich stellte die Diskettenbox auf eine stabile Unterlage (auf eine Kiste mit einem großen Scheidbrett aus der Küche) und deneben den Bilderrahmen. Die Box und der Rahmen sollten so klein sein, dass der Polsucher in der Mitte zwischen den beiden Gewinden zu liegen kommt. Nun visierte ich die Lampe an, am Tag geht auch ein helles Fenster, und drehte den Sucher sachte um seine Achse. Mit einem Finger fixierte ich den Sucher bei jeder Drehung, damit er immer im Winkel zwischen Bilderrahmen und Diskbox blieb, weil er sehr Kopflastig ist. Dabei fixierte ich durch das kleine Fadenkreuz ein Objekt draußen am Fenster. Wenn der Sucher sehr verstellt ist, reicht es, sich ausschließlich auf das Kreuz zu konzentrieren, das Auge (Gehirn?) erkennt sehr rasch, ob das Kreuz bei einer 360° Drehung im Zentrum bleibt oder nicht.

Faden vs. KupferdrahtPrüfvorrichtung (klicken für großes Bild)

Da der Sucher dejustiert war, zerlegte ihn zuerst einmal in seine Einzellteile:

Faden vs. KupferdrahtPolsucher zerlegt (klicken für großes Bild)

Ich erkannte, dass die gravierte Glasscheibe mit einer Spannmutter in der Hülse fixiert ist. Ich löste die Mutter vorsichtig mit einem sehr kleinen Schraubendreher, in dem ich bei den beiden Schlitzen abwechselnd ansetzte. Dabei musste ich allerhöchste Vorsicht walten lassen, da ein Abrutschen mit der Schraubendreherklinge unweigerlich die Glasplatte zerkratzen oder sogar zerstören konnte! Ich stelle fest, dass der Durchmesser der Glasscheibe  kleiner war, als der der Hülse. Nun konnte ich die Scheibe durch eine Schräglage der Hülse und durch sachtes Klopfen mit dem Schraubendrehergriff, ähnlich einem Kugelspiel, bewegen und so zu versuchen sie zu zentrieren. Leider bewegte sich die Scheibe jedes Mal in eine unvorhersehbare Richtung, wenn ich die Fixiermutter festzog. Die Justage war danach meistens schlechter als vorher. 

Nach sehr vielen Versuchen, die leider alle höchst unbefriedigend waren, griff ich zu einer anderen Methode, die mir auch schon bei meinem Fadenkreuzokular gute Dienste geleistet hatte.

Ich vermaß die innere Hülse mit einer Schiebelehre und zeichnete mir mit einem Vektor-Malprogramm (z.B. Corel-Draw) eine Justiervorlage, an der ich die Glasscheibe ausrichten konnte. Diese drückte ich von der hinteren Seite bis knapp an die Glasscheibe. Auch wenn die Vorlage nicht exakt im Zentrum sitzt, konnte ich nun durch diesen Bezugpunkt feststellen wie weit sich die Scheibe verdrehte und hatte zusätzlich noch einen Anhaltspunkt für die Feinjustage.

Faden vs. KupferdrahtJustier-Schablone aus Papier (klicken für großes Bild)

Im Bild oben kann man grün markiert die beiden Schlitze für die Fixiermutter der Glasplatte erkennen. Rot ist das Fadenkreuz der Glasplatte, durch den Parallaxenfehler ist der außeraxiale Fehler stärker betont. Der blaue Pfeil kennzeichnet das große Fadenkreuz der Papierschablone, die von unten in die Nähe der Glasplatte geschoben wurde.

Nach jedem neuerlichen Zentrierversuch prüfte ich mit meiner Prüfvorrichtung, wie gut das Kreuz der Glasplatte um die eigene Achse rotiert. Die Justiervorlage verhindert zwar ein Durchsehen durch den Sucher, aber durch die helle Fläche des Papiers kann man sich gut auf das Kreuz in der Mitte konzentrieren.

Nach dem vierten Versuch war ich zufrieden, so dass ich die Mutter endgültig anzog und einen finalen Test mit dem zusammengesetzten Polsucher und der entfernten Justiervorlage machen konnte. Die Glasplatte ist nun soweit achssymmetrisch, dass das Fadenkreuz nur mehr um eine halbe Länge (des Kreuzstrichs) um das Zentrum rotiert. Ich denke, dies sollte für meine Barndoor-Montierung ausreichend genau sein.  

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© 2005 Armin P. Pressler