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Tag 0: Die lange Suche nach der richtigen Sternwarte |
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(Jänner 2002 - November 2006)
Mein großer Traum war
schon immer eine eigene Sternwarte.
Warum eigentlich?
Nun, das hat für mich viele Gründe, unter anderem lag
es
an der mitteleuropäischen Wettersituation. Als
Hobbyastronom wurde mir erst bewusst, wie wenige Tage im Jahr
gutes Astronomiewetter herrscht. An diesen wenigen Tagen ist es mir
aber aus verschiedensten Gründen nicht immer möglich,
meinem Hobby zu frönen: Da ich zur arbeitenden
„Klasse“ gehöre, die um 5 Uhr in der
Frühe mit dem Tagwerk beginnen, kann ich mir nicht (immer) die
ganze Nacht um die Ohren hauen. Manchmal gibt es auch gesellschaftliche
und andere Verpflichtungen oder ich habe schlicht und ergreifend
einfach keinen "Bock", hinaus in die Kälte zu gehen.
Wenn ich mich schließlich einmal durchgerungen hatte, die
Nacht mit Astronomie zu verbringen, kam die nächste
Hürde: Der Aufbau des Equipments. Dazu musste ich
immer die schwere EQ-6 Montierung samt dem Stativ aus dem Lagerraum
schleppen und korrekt auf den Polarstern ausrichten. Leider habe ich
von keinem meiner bevorzugten Beobachtungsplätze freie Sicht
auf Polaris, so dass ich die Ausrichtung entweder schätzen
musste
oder die relativ langwierige Prozedur des Einscheinerns
durchführen musste. Das Teleskop, ein 10 Zoll
Newton-Reflektor ist von den Abmessungen her schon relativ sperrig und
gehört auch nicht gerade zu den Leichtgewichten. Um eine
optimale Bildqualität beim Beobachten zu erreichen,
prüfte ich vor jedem Aufbau ständig die Justage des
Gerätes mit einem Laserkollimator mit einem im Strahlengang
aufgeschraubten Barlowelement.
Später dann wurde (meist bei einsetzender Dämmerung)
der schon etwas betagte Astro-Notebook gestartet die diversen Filter,
Okulare und ein Feldstecher auf einem Tisch so ausgebreitet, dass ich
alle Geräte auch im Dunklen rasch finden kann. Literatur und
spezielle Aufsuchkarten und Beobachtungstips diverser Zeitschriften
wurden vorbereitet und der Batterieladestand der mit roter Folie
maskierten Taschenlampe wurde geprüft.
Je nach Beobachtungsvorhaben -falls zum Beispiel auch fotografiert
werden sollte- dauerte dieser Aufbau zwischen 45 und 90
Minuten, manchmal sogar noch länger.
Bis kurz vor der astronomischen Dämmerung verbrachte ich die
restliche Wartezeit in der warmen Stube, kochte mir einen Tee
für die Thermoskanne und begann langsam meine warme
Ski
Kleidung anzuziehen.
Erst nach diesen oft recht langwierigen Vorbereitungen begann
für mich eigentlich erst richtig das Hobby Astronomie:
Nämlich das Aufsuchen, Beobachten, Fotografieren und manchmal
auch das Verfassen von Beobachtungsberichten.
Aufgewühlt und übermüdet aber leider auch
recht oft durchgefroren musste ich mich spät in der
Nacht oder auch in der Frühe daran machen, alles wieder
abzubauen.
Da für mich die wenige Beobachtungszeit die ich über
das gesamte Jahr nutzen kann sehr wertvoll ist, begann ich mich
für eine stationäre Lösung in Form einer
Sternwarte zu interessieren.
Ich verfolgte seit langer Zeit die verschiedensten Projekte in den
deutschen und internationalen Astronomie-Foren mit großem
Interesse. Dort gibt es eine Vielzahl von Lösungen und
Inspirationen. Viele Sternenfreunde verwirklichten ihre eigenen Ideen,
manche Bauten auf fertige Komplettlösungen allen gemein war
aber, das die zukünftige Sternwarte den finanziellen,
handwerklichen und örtlichen Gegebenheiten des jeweiligen
Betreibers unterlag.
Der WAF
spielt bei so einem Projekt natürlich
ebenfalls eine bedeutende Rolle.
Mir diesem Hintergrundwissen
erkundete ich verschiedenste Plätze innerhalb meines
Grundstücks und versuchte dabei, den
größt möglichen Himmelsausschnitt zu
erfassen.
Ursprünglich wollte ich eine in Astrokreisen schon sehr
bewährte Rolldachhütten-Konstruktion bauen. Dabei
hätte ich eine Gartenhütte vom lokalen Baumarkt
umgebaut. Diese Lösung hätte den Vorteil gehabt, dass
bei
geöffnetem Dach der maximale Himmelsausschnitt zur
Verfügung gestanden wäre, dafür aber der
Ausblick knapp über dem Horizont durch die
Seitenwände beschnitten gewesen wäre.
Ansicht eines Sternwartengebäudes (mit Kuppel) im Garten (klicken für großes Bild)
Einige für mich
gravierende Nachteile haben
schlussendlich gegen die Hütte gesprochen. Einerseits die
Tatsache, dass in Richtung Süden (der bevorzugten
Hauptblickrichtung der Amateurastronomen) mein eigenes Haus, noch dazu
in etwas erhöhter Lage, im Weg gestanden hätte.
Weiters ist die Abwärme des Kamins im Winter, auf Grund der
dadurch entstehenden Luftturbulenzen, sehr schlecht für
optimale Sichtbedingungen in diese Blickrichtung. Andererseits
würde eine doch sehr dominante Gartenhütte den
Anblick auf meinem kleinen Grundstück sehr negativ
beeinflussen.
Eine andere Lösung mit einer stationären
Säule verwarf ich sehr rasch aus Platz- aber auch
aus ästhetischen Gründen. Außerdem
würde ich mir mit dieser Lösung das ewige Auf- und
Abbauen meiner Geräte nicht ersparen können.
In diesem Sommer wurde eine Wärmedämmung an den
Außenmauern durchgeführt. Damit ein
Vollwärmeschutz richtig funktionieren kann, muss das
Dach ebenfalls gedämmt werden, daher inspizierte ich aus
diesem Grunde dieses etwas genauer.
Als ich an einem lauen Sommerabend die letzte Dachwellplatte
befestigte, wandte sich mein Blick gegen den Himmel und ich hatte
meinen optimalen Sternwartenplatz gefunden!
Eine großartige Aussicht durch den erhöhten
Standpunkt, der wärmende Kamin hinter mir und einen fast
freien Blick zum Südhorizont.
Ansicht der zukünftigen Dach(Gaupen)Sternwarte (klicken für großes Bild)
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© 2006 Armin P. Pressler